Im Jahre 1903 erschien in Leipzig ein ungewöhnliches autobiographisches Buch:
Daniel Paul Schrebers "Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken" mit einem Bericht über sein Leiden als psychiatrischer Patient und einer Darstellung seiner wahnhaften Welt.

Der Verfasser war Jurist, Senatspräsident des Oberlandesgerichtes Dresden und im Jahre 1893 zum 2. Mal an einer paranoiden Psychose erkrankt. Er wurde gerichtlich untergebracht, erreichte aber durch einen eigenen juristischen Antrag die Aufhebung seiner Entmündigung.

Seine Psychose bedeutete für ihn, in einer Welt nach dem Weltuntergang durch Gottes Liebesstrahlen der einzig übrig gebliebene Mensch neben einigen "flüchtig hingemachten Männern" zu sein. Die Ursache der Katastrophe sah er in der Vereisung der Welt durch das Zurückziehen der Sonne und in den bösen Wirkungen seines mit Zauberkünsten ausgestatteten ehemaligen Arztes Flechsig.

Sigmund Freud, der 1911 einen ausführlichen Kommentar zu Schrebers Buch veröffentlichte, sagte zu dessen wahnhaften Ängsten, daß Schreber den Personen seiner Umgebung in einem für ihn unlösbaren Konflikt Liebe und Interesse entzogen habe. Damit sei auch seine innere Welt untergegangen und alles für ihn gleichgültig und beziehungslos geworden. Der Weltuntergang sei die Projektion seiner inneren Katastrophe.
S. Freud beendet seine Analyse mit einem Vergleich seiner Libidotheorie mit den Wahngedanken Schrebers: "Die durch Verdichtung von Sonnenstrahlen, Nervenfasern und Samenfäden komponierten 'Gottesstrahlen' Schrebers sind eigentlich nichts anderes als die dinglich dargestellten, nach außen projizierten Libidobesetzungen und verleihen seinem Wahn eine auffällige Übereinstimmung mit unserer Theorie. ... Es bleibt der Zukunft überlassen, zu entscheiden, ob in der Theorie mehr Wahn enthalten ist, als ich möchte, oder in dem Wahn mehr Wahrheit, als andere heute glaublich finden."


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